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DAS VERSPROCHENE GESCHENK

Die künftige Schwiegermutter wollte ihrer Schwiegertochter in spe ein Geschenk machen. Und das sagte sie ihr auch. Die Schwiegertochter in spe freute sich, und am Sonntagmorgen beschlossen sie, auf den Basar zu gehen und das Geschenk zu kaufen. Der Basar war übervoll mit Waren für jeden Geschmack und in allen Farben. Man brauchte nur zugreifen. Wenn man das nötige Geld hatte. Deshalb blieb die Schwiegertochter in spe bei einem Gegenstand stehen, der ihr gefiel, und schwieg, denn sie genierte sich, ihre künftige Schwiegermutter darum zu bitten. Die schwieg ebenfalls. Das Schweigen zog sich in die Länge. Da ging die Schwiegertochter in spe mit einem letzten Blick auf den nicht gekauften Gegenstand schweigend weiter. Und erst jetzt unterbrach die Schwiegermutter ihrer beider Schweigen mit der Frage: "Haben dir etwa diese Schuhe gefallen?" "Ja", antwortete die Schwiegertochter. "Aber die sind doch so hässlich", rief die Schwiegermutter entrüstet aus, und sie gingen weiter. So durchstreiften sie den ganzen Basar, wobei ihrer beider Schweigen regelmäßig von den Ausrufen der Schwiegermutter unterbrochen wurde. Und als sie dann, ohne etwas gekauft zu haben, nach Hause gekommen waren, las die künftige Schwiegermutter ihrem Sohn lange die Leviten ob des schlechten Geschmacks seiner Braut, der sie nun doch nicht das versprochene Geschenk hatte machen können.

Übersetzung von: Kai Zimmermann - Übersetzungen & Dolmetschen
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