DER MANTEL
Als sie mich in meinem Mantel sah, musste sie sich selbst sofort beschwichtigen.
"Genau so einen Mantel habe ich heute auf dem Basar für fünf
Rubel gesehen!", verkündete sie auf der Stelle und bedachte mich
mit einem abschätzigen Blick.
Um ihre innere Ruhe wiederzufinden, reichte ihr das jedoch offenbar
noch nicht aus. Und sie fing an, mir von ihrer neuen Bekannte Margarete
zu berichten.
"Stell dir vor, diese Margarete ist aus der tiefsten Provinz in unsere
Stadt gekommen", konnte sie nicht umhin, zu betonen.
"Und du wirst es nicht glauben: Aber Sie hat ihr ganzes Leben so weit
entfernt von jeder Eisenbahn verbracht, dass sie erst mit zwanzig das
erste Mal einen Zug gesehen hat. Hast du so etwas jemals gehört?
Verstehst du, wie grotesk das ist!?", sprudelte es aus ihr heraus.
"Und diese Margarete hat immer genauso einen Mantel wie deinen. Und,
weißt du, es ist mir peinlich ihr zu sagen, wie schrecklich sie
sich anzieht. ich habe so etwas zwar angedeutet, aber sie hat es nicht
verstanden und läuf weiter in diesem Mantel herum."
Damit beendete sie endlich, tief befriedigt, ihre Erzählung und
wandte sich einem anderen Thema zu.
Ich aber betrachtete nach diesem Gespräch lange-lange meinen tausend
Rubel teuren Mantel, wendete ihn hin und her, strich über den Stoff,
befühlte ihn mit den Fingern. Unzählige Male probierte ich
ihn an und betrachtete mich vor dem Spiegel.
Dann aber hängte ich ihn schweren Herzens in die hinterste Ecke
des Schrankes, und dort blieb er für alle Zeiten.