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DER SCHERZ

Er hatte sie auf der Straße aufgelesen. Sie war vor Hunger fast tot. Und er hatte sie in sein großes, dreigeschossiges Haus gebracht. Sie nahm es wie ein Geschenk Gottes und vergötterte ihn. In Augenblicken seelischer Offenbarung fragte er sie: "Möchtest du, dass ich das Haus zur Hälfte auf dich übertrage?" Sie schüttelte den Kopf und schlug verlegen die Augen nieder. Ihre Reaktion gefiel ihm, zeigte sie ihm doch, dass er die nach Hause gebracht hatte, die er brauchte. Doch einmal, nach vielen Jahren, in einem der gewohnten Augenblicke der Offenbarung, schlug sie die Augen nicht verlegen nieder, sondern sah ihm gerade ins Gesicht. Der Augenblick der Offenbarung zog sich in die Länge. Plötzlich lachte er auf und sagte: "Du verstehst doch, dass ich gescherzt habe?" "Ich verstehe", antwortete sie. Dann kehrte sie ihm den Rücken, ging aus dem Haus und wusste, dass sie nie wieder dorthin zurückkehren würde.

Übersetzung von: Kai Zimmermann - Übersetzungen & Dolmetschen
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